Vorgezogene Trauer
Vorgezogene Trauer bezieht sich auf Trauerreaktionen, die bereits vor dem tatsächlichen Verlust einer nahestehenden Person oder einer anderen bedeutenden Veränderung beginnen. Dieser Prozess wird auch als antizipatorische Trauer bezeichnet. Sie tritt häufig auf, wenn jemand mit dem bevorstehenden Tod eines geliebten Menschen konfrontiert ist, beispielsweise bei einer terminalen Erkrankung oder einer Demenz.
Wir beginnen, den bevorstehenden Verlust zu realisieren und uns innerlich von der Person zu verabschieden. Wir erleben Gefühle wie Traurigkeit, Angst und Wut, die sehr intensiv und wechselhaft sein können. Es ist nicht ungewöhnlich, dass wir auch Schuldgefühle empfinden, etwa weil wir den Verlust schon vorwegnehmen oder weil wir erleichtert sind, dass das Leiden des geliebten Menschen bald enden wird.
Die Beziehung zur Person, die wir verlieren werden, kann sich verändern. Es kann zu einem stärkeren Zusammenhalt oder aber zu einer emotionalen Distanz kommen, um uns selbst zu schützen.
Es ist eine Zeit grosser Unsicherheit, die gezeichnet ist zwischen Hoffen auf ein Wunder der Genesung und des Abschiednehmens. Es kann helfen, wenn wir uns in dieser Zeit von Freunden, der Familie oder von professionellen Beratern unterstützen lassen.
Sind wir uns bewusst, dass es vorgezogene Trauerprozesse gibt, hilft uns dies um unsere Gefühle besser verstehen und verarbeiten zu können.
Nehmen wir die Trauer an, kann sie uns helfen uns auf das Kommende vorzubereiten und einen Weg mit der geliebten Person zu gehen, der von Liebe, Offenheit und gegenseitigem Respekt gekennzeichnet ist.